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Zitate zur Person

Dr. Hans Buttersack

11.08.1880 – 13.02.1945

Öfters erhielt unser Vater Redeverbot, Kollekten wurden beschlagnahmt, Versammlungen in der Bergkirche wurden verboten. Es kam vor, dass die Kirche von unserem Küster, der es leider auch mit den (faschistischen) Deutschen Christen hielt, nicht aufgeschlossen wurde. Die Gemeinde versammelte sich dann vor der Kirche, und eine große Menge sang: „Ein‘ feste Burg ist unser Gott“. Das gab ein sehr starkes Zusammengehörigkeitsgefühl (…). Manchmal zog man auch gemeinsam an einen Platz. Immer war das Ehepaar Kieß vom (damaligen Evangelischen) Hospiz (und Vereinshaus) bereit, ihre Räume zur Verfügung zu stellen. Auch das Büro der Bekennenden Kirche lag in einem kleinen, alten Haus in deren Hof. (…) Dort waren (die Sekretärinnen) Paula Herz und Else Bing. Beide waren sehr mutig, galt doch ihre Arbeit als illegal. Herr Bing (der Vater von Else Bing) kam jeden Tag zu uns als Bote, da man der Post nicht traute. Sie wurde sicher immer aufgemacht. Auch Telefongespräche wurden mitgehört. (…) Öfters hatten wir Haussuchungen. Es wurde nach verbotenen Schriftstücken gesucht. (…) Gefährlich war die Gestapo. Herr Buttersack war fast jeden Tag bei uns. Er beriet unseren Pfarrer auch juristisch, wenn er (…) bestellt war zum Verhör. (Auszüge aus einem Bericht von Irmela Fresenius, der Tochter des Bergkirchenpfarrers Franz von Bernus, über die Verfolgungssituation der Bekennenden Kirche und deren Unterstützung durch Dr. Hans Buttersack)

Zwischen den Jahren 1934 bis 1938 war mein Mann verschiedentlich (…) in Haft. Im Sommer 1938 hatte er ein Ehrengerichtsverfahren gegen den Nazi-Bürgermeister (Felix) Piékarski, welches zugunsten meines Mannes entschieden wurde. An dem Abend, an welchem er seinen Freunden hiervon Mitteilung machte, wurde das Gespräch in der Weinstube Poths durch Mikrophon aufgenommen. Da hierbei auch von Seiten meines Mannes Angriffe gegen das nationalsozialistische Regime fielen, wurde er kurze Zeit darauf verhaftet und (für mehrere) Wochen inhaftiert. Das hierauf basierende Verfahren wegen „Heimtücke“ wurde von dem seinerzeitigen Richter so geführt, dass ein Freispruch erfolgte. Nunmehr wurde mein Mann ständig von der Gestapo überwacht und bespitzelt. Er wurde dann im Mai 1943 überraschenderweise erneut verhaftet und drei Wochen danach nach dem Konzentrationslager Dachau überführt, wo er im Februar 1945 verstorben ist. Ich selbst habe alle Schritte unternommen, um (…) seine Freilassung zu bewirken. Ich konnte (aber) nur in Erfahrung bringen, dass die politische und religiöse Einstellung meines Mannes in dem NS-Staat untragbar seien und dass es deshalb nicht möglich wäre, meinem Mann wieder die Freiheit zu geben. (aus einer eidesstattlichen Versicherung von Gretel Buttersack, geborene Glaser, vom 10. März 1950)

Liebe Frau Pfarrer!

Ich möchte das Fest der Liebe unseres Herrn und Heilandes nicht vorübergehen lassen, ohne Ihrer in dieser für Sie so besonders schweren Zeit herzlich zu gedenken. Möge er Ihnen die Kraft geben, auch diese Anfechtung im Glauben an unseren Erlöser, der auch für Sie geboren, gestorben und auferstanden ist, zu bestehen. Er versucht niemand über seine Kraft. Vergessen Sie auch nicht, wie viele Eltern, Frauen und Kinder ihr Teuerstes haben in dieser Kriegszeit hergeben müssen und (dass) viele die Sorgen um ihre Lieben draußen übermannt. Wo blieben wir da, wenn wir nicht unseren Christenglauben hätten an den, der gesagt hat: „Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“

Trotz aller Schwere der Zeit grüße ich Sie in diesem Glauben und trage auch Ihr Leid auf betende(m) Herzen.

Ihr ergebener

Hans Buttersack

(Brief an Martha Hoff, eine Pfarrerswitwe jüdischer Herkunft, die bei dessen Abfassung am Heiligabend 1942 jedoch längst deportiert war und im KZ Sobibor womöglich schon um ihr Leben gebracht worden ist; nicht zuletzt diese Zeilen führten im Mai 1943 zu Buttersacks erneuter Verhaftung und seiner anschließenden Überstellung ins KZ Dachau)