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KurzBiografie

Heinrich Roos

21.12.1906 – 30.10.1988

Nachdem der seinerzeitige linksliberale Aktivist wegen seines beharrlichen, auch publizistischen Eintretens für die Weimarer Republik 1933 aus dem Dienst der Stadtverwaltung Wiesbaden entlassen worden war, konnte er nach längerem Rechtsstreit seine Wiedereinstellung erwirken. Auf mancherlei Weise vermochte er sich fortan für vom NS-Regime rassistisch bzw. politisch Verfolgte zu verwenden. Als vorteilhaft hierfür erwies sich, dass er einem lockeren, deutlich bürgerlich geprägten antinazistischen Freundeskreis angehörte, der über 30 zumeist ebenfalls liberale Regimegegner aus einem breit gefächerten beruflichen Spektrum umfasste. Dieses reichte vom Fabrikdirektor, Lehrer und Arzt über den Polizeibeamten und Gewerkschafter bis zum Gewerbetreibenden, zum Landwirt und zum Konsul. Während einige sich um die Beschaffung von Lebensmitteln für wegen der NS-Verfolgung auch in materielle Not Geratene kümmerten, besorgten andere nichtnazistische Informationen aus dem Ausland. Hierüber wurde bei den mehr oder minder regelmäßig, stets in kleineren Runden durchgeführten Treffen ausgiebig diskutiert. Wiederum andere warnten die gewiss u. a. deshalb niemals enttarnte Gruppe vor drohenden Verfolgungsmaßnahmen der Gestapo. Mit seinem fachkundigen Rat unterstützte Roos verschiedentlich jüdische Geschäftsinhaber und Hausbesitzer, bei denen die „Arisierung“ ihres Eigentums bevorstand. Auch mehrere Sozialdemokraten waren in jene oppositionelle Solidargemeinschaft involviert, mindestens zwei davon wohl als Mittelsleute Heinrich Maschmeyers, des hiesigen Stützpunktleiters im Rahmen von Wilhelm Leuschners reichsweitem antinazistischen Vertrauensleutenetzwerk. Obgleich Roos und seine Freunde nicht in die unmittelbaren Umsturzvorbereitungen eingebunden waren, haben einige von ihnen doch informell Fühlung gehabt mit manchen Protagonisten der militärisch-zivil kombinierten Verschwörung vom „20. Juli 1944“ in Berlin. Nach der Befreiung von der NS-Diktatur gehörte Roos sogleich zu den treibenden Kräften der kommunalpolitischen Re-Demokratisierung.

Dr. Axel Ulrich