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KurzBiografie

Heinrich Maschmeyer

14.06.1885 – 10.06.1945

Schon im Polizeidienst der Stadt Offenbach, mehr noch aber dann ab 1930 als Polizeidirektor in Worms hatte der Sozialdemokrat in vorderster Front gestanden bei der Bekämpfung der immer stärker werdenden und dabei fortwährend aggressiver agierenden NS-Bewegung. Im März 1933 gehörte er infolgedessen zu den Ersten, die von den „Nationalsozialisten“ verfolgt, ihrer Freiheit beraubt und auf mannigfache Weise drangsaliert worden sind. Im KZ Osthofen wurde er damals zusammen mit führenden Wormser Kommunisten in eine Zelle gesperrt, wo man ihn mehrfach schwer misshandelt hat. Vorübergehend befand er sich auch in Einzelhaft im dortigen Amtsgerichtsgefängnis. Während jener Zeit erlitt er einen ersten Herzinfarkt. Wenig später erfolgte seine politisch bedingte Entlassung aus dem hessischen Staatsdienst. Um den ständigen Nachstellungen durch Wormser Nazis zu entgehen, verlegte er seinen Wohnsitz alsbald nach Frankfurt, 1934 nach Wiesbaden. Den Lebensunterhalt für seine Familie bestritt er zeitweilig mit einem Lebensmittelgroßhandel. Nachdem er sich jahrelang überhaupt nicht mehr politisch betätigt hatte, ist er Anfang der 1940er-Jahre entweder von seinem einstigen obersten Dienstvorgesetzten, dem früheren hessischen Innenminister Wilhelm Leuschner persönlich oder aber durch einen von dessen Mitstreitern für die Widerstandsarbeit angeworben worden. Fortan wirkte Maschmeyer jedenfalls für Leuschner als konspirativer Leiter seines Wiesbadener antinazistischen Vertrauensleutestützpunktes. Über Mittelsleute stand er hier auch mit dem überparteilichen, doch deutlich liberaldemokratisch geprägten Oppositionskreis um den späteren CDU-Mitgründer Heinrich Roos in Verbindung. Maschmeyers sozialdemokratisch-gewerkschaftliche Widerstandsstruktur war derart gut nach außen hin abgesichert, dass sie noch nicht einmal den massiven Verfolgungsmaßnahmen nach dem gescheiterten Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 zum Opfer fiel. Nach der Befreiung von der NS-Unrechtsherrschaft engagierte Maschmeyer sich im Frühjahr 1945 noch für wenigen Wochen im damals sogleich basisdemokratisch gebildeten Aufbau-Ausschuss Wiesbaden, der sich dezidiert als „Vertretung aller antinationalsozialistischen Kräfte der Bürgerschaft“ verstanden hat.

Dr. Axel Ulrich