KurzBiografie
Ludwig Beck
29.06.1880 - 20.07.1944
29.06.1880 - 20.07.1944
Die Machtübertragung an Hitler und den daraus resultierenden „politischen Umschwung“ hatte der Sohn eines Biebricher Fabrikanten als „ersten großen Lichtblick seit 1918“ empfunden. Strikter Befürworter einer umgehenden und massiven Wiederaufrüstung, war er im Herbst 1933 zum Chef des Truppenamtes im Reichswehrministerium ernannt worden, wie der Generalstab des Heeres aus Tarnungsgründen damals noch hieß. In den nächsten Jahren hatte sich Beck als einer der wichtigsten Begründer der Wehrmacht des „Dritten Reiches“ profiliert. Als Hitler den Waffengang gegen die Tschechoslowakei vorbereiten ließ, den Beck zwar nicht für grundsätzlich falsch, aber für verfrüht erachtete, war von ihm 1938 der kollektive Rücktritt der höchsten Generäle sowie die Ausschaltung der von ihm vor allem in SS und Gestapo ausgemachten Hintermänner der höchst riskanten Kriegspolitik des Diktators geplant worden. Jener Konflikt endete mit seinem Gesuch um Demission. Die Kirchenfeindlichkeit des Regimes, die als zutiefst beschämend empfundene Judenverfolgung und das Wissen um die brutale Kriegsführung im Osten seit 1939 bestärkten ihn in seiner sich ständig steigernden Regimekritik. In Berlin trat er alsbald zusammen mit dem 1937 aus Protest gegen eine antijüdische Maßnahme des Regimes vom Amt des Leipziger Oberbürgermeisters zurückgetretenen Dr. Carl Goerdeler an die Spitze der militärischen wie auch der zivilen Opposition nationalkonservativer und rechtsliberaler Prägung. Doch auch mit den Protagonisten des sozialdemokratisch-gewerkschaftlichen Widerstandes, vor allem mit dem früheren hessischen Innenminister und Gewerkschaftsführer Wilhelm Leuschner kooperierte Beck bald nach Beginn des Zweiten Weltkrieges und seitdem. Als Zentralfigur der antinazistischen Verschwörung hätte der Generaloberst a. D. bei Gelingen des an das Hitler-Attentat von Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg gekoppelten Umsturzversuchs vom 20. Juli 1944 das Amt des Staatsoberhaupts im Rahmen der neuen deutschen Regierung übernehmen sollen. Später hätte man ihn wegen seiner schweren Erkrankung höchstwahrscheinlich abgelöst durch den eigentlich als Vizekanzler vorgesehenen Leuschner. Als Reichskanzler war zunächst Carl Goerdeler ausersehen. Nach der Niederschlagung der Erhebung im Oberkommando des Heeres, der Berliner Kommandozentrale der Verschwörer, wurde Beck dort die Gelegenheit zur Selbsttötung gewährt, nach deren zweimaligem Scheitern der Schwerverwundete erschossen worden ist.
Dr. Rolf Faber