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KurzBiografie

Henny Neu

24.09.1906 – 29.11.1994

Bereits seit dem Frühjahr 1933 war die lange Zeit nur in Privathaushalten als Kinderfrau beschäftigte Sozialdemokratin eine der eifrigsten Teilnehmerinnen an den illegalen Aktivitäten, welche der damals noch zum Vorsitzenden ihres SPD-Ortsvereins Wiesbaden-Alt gewählte frühere SAJ-Leiter Georg Buch organisierte. Dieser sorgte sich vor allem um die Bewahrung des Zusammenhalts und die Festigung der antinazistisch-demokratischen Überzeugung seiner Getreuen. Seiner hauptsächlich aus der vom NS-Regime nun verbotenen SAJ rekrutierten Widerstandgruppe gehörten anfänglich noch gut drei Dutzend Oppositionelle an, die meisten davon Frauen. Während dort aus Sicherheitsgründen schon sehr bald von der Verbreitung antinazistischen Propagandamaterials Abstand genommen wurde, sind Unterstützungssammlungen für in der Regel bitterste Not leidende politisch Verfolgte bzw. für deren Angehörige auch weiterhin durchgeführt worden. Buch hielt Neu, obgleich sie ansonsten seine wichtigste Mitstreiterin war, aus seiner darüber hinausgehenden konspirativen Arbeit sorgsam heraus. Diesem Umstand hatte sie es zu verdanken, dass sie 1941, nachdem die inzwischen arg zusammengeschmolzene kleine sozialistische Gesinnungsgemeinschaft nach einer Denunziation verhaftet worden war, lediglich zu einer Gefängnisstrafe von 15 Monaten verurteilt wurde. Seit dem Frühjahr 1945 legte sich Henny Neu sofort für die Wiederherstellung und Stabilisierung demokratischer Verhältnisse in unserer Stadt ins Zeug. Noch bis kurz vor ihrem Tod stellte sie ihre Erinnerungen an Verfolgung und Widerstand während der NS-Diktatur vorwiegend jüngeren Menschen als gefragte Zeitzeugin zur Verfügung.

Dr. Axel Ulrich