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Zitate zur Person

Henny Neu

24.09.1906 – 29.11.1994

1933, als die Nationalsozialisten die Macht im Reich übernommen hatten, wurden natürlich alle anderen Organisationen verboten, die nicht auf das neue Regime schwörten. Da (wir) aber (als) ein kleinerer Kreis nicht nur in der Organisation zusammen waren, sondern auch durch persönliche Freundschaft verbunden waren, hielten wir noch Kontakt – durch gelegentliche Wanderungen, auch (schon) einmal zu Besprechungen. Das ging einige Jahre gut. Auf irgendeine Weise erfuhr die Gestapo davon. Im Sommer 1940 erhielt ich den Besuch eines Mannes, der vorgab, Vorsitzender der sozialistischen Studenten in Heidelberg gewesen zu sein (und) jetzt seinen Unterhalt durch Zeitschriftenwerbung verdienen müsse. Da ich ihm nicht nachweisen konnte, dass es Schwindel sei, bestellte ich eine Zeitschrift für ein Jahr. Dann fragte er noch nach weiteren Freunden, doch da schwieg ich. Im Februar 1941 erhielten wir alle Einladungen der Gestapo „zur Vernehmung“. Es sprach sich schnell herum, dass das Inhaftierung bedeutete. (aus ihrem Bericht „Meine Zeit mit der SAJ-Jugendgruppe“)

Wie sie selbst sagt, sah sie keine Veranlassung, nach der Machtübernahme durch die NSDAP ihre Verbindungen zur SAJ-Gruppe in Wiesbaden und zu deren ihr bekannten Mitgliedern abzubrechen. Soweit es ihre berufliche Tätigkeit als Kinderschwester zuließ, beteiligte sie sich eifrig und oft führend an den Wanderungen und sonstigen Veranstaltungen dieser illegalen Gruppe. (…) Die Angeschuldigte gibt den geschilderten Sachverhalt zu. Sie verbirgt dabei nicht, dass sie noch bis zuletzt eine überzeugte Marxistin und an diese Gedanken (…) derart gebunden war, dass sie sich nicht davon lösen konnte. Sie bestreitet vor allem nicht, dass gerade sie in den letzten Jahren den illegalen Zusammenhang in der Wiesbadener Gruppe dadurch immer wieder förderte, dass sie meistens die einzelnen Beteiligten zu den einzelnen Wanderungen und sonstigen Treffs bestellte oder benachrichtigte. (aus der Anklageschrift des Generalstaatsanwalts beim Oberlandesgericht Kassel gegen Sabine Schwalbach und andere vom 30. September 1941)

Die Verhandlung (vor dem Oberlandesgericht Kassel) erwies deutlich, dass es dem Richterkollegium nicht darauf ankam, Recht, sondern schuldig zu sprechen. Jede Aussage, die eine Entlastung darstellte, wurde entweder ignoriert oder in eine Belastung umgebogen. Dann kam die Beratung des Kollegiums. (…) Die (…) war ziemlich kurz. Dann wurde das Urteil verkündet: Sabine Schwalbach 15 Monate, Henny Neu 15 Monate, Ännchen Ebert zwölf Monate usw. (aus ihrem Bericht „Meine Inhaftierung“)

Henny Neu war die zuverlässigste Mitstreiterin in der Nazi-Zeit. (Georg Buch)