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KurzBiografie

Hermann Kaiser

31.05.1885 – 23.01.1945

Der nationalkonservativ-monarchistisch gesinnte Lehrer für u. a. Physik und Geschichte an der Wiesbadener Oranienschule hatte die Machtübertragung an Hitler begrüßt und war deshalb im Frühjahr 1933 sogar der NSDAP beigetreten. Die Ermordung vieler SA-Führer und anderer Hitler missliebiger Personen durch SS-Einheiten im Sommer 1934 löste jedoch Kaisers schrittweise Abkehr vom NS-Regime aus. Bei Kriegsausbruch zur Wehrmacht einberufen, wurde er im Sommer 1940 ins Oberkommando des Heeres (OKH) abkommandiert. Dort oblag ihm die Führung des Kriegstagebuchs im Stab des Chefs der Heeresrüstung und Befehlshabers des Ersatzheeres. Die Verbrechen an der Ostfront kommentierte er privat voller Empörung. Seit Anfang 1941 kooperierte er mit Generaloberst a. D. Ludwig Beck und vielen anderen oppositionellen Militärs, außerdem mit zahlreichen zivilen Regimegegnern, vor allem mit Dr. Carl Goerdeler. Die bestürzende militärische Gesamtlage, insbesondere aber sein Wissen um den Völkermord an den Juden machten Hauptmann Kaiser zu einer der treibenden Kräfte des Umsturzversuchs vom 20. Juli 1944. Hierfür hat er u. a. eine Denkschrift zur Erneuerung des Erziehungs- und Bildungswesens verfasst. Konspirative Kontakte unterhielt er nicht zuletzt zum Stellvertretenden Generalkommando XII Wiesbaden und zu einigen hiesigen zivilen NS-Gegnern. Bei einem geglückten Umsturz hätte er zunächst in die wichtige Funktion des Verbindungsoffiziers zwischen dem OKH und dem Wehrkreis XII rücken sollen. Am 17. Januar 1945 ist Hermann Kaiser vom „Volksgerichtshof“ zum Tode verurteilt worden. Das Urteil wurde eine Woche später im Hinrichtungsschuppen der Strafanstalt Berlin-Plötzensee vollstreckt.

Dr. Rolf Faber